Heute möchte ich auf Wunsch eines Hobbykollegen, mit dem ich mich kürzlich über Kameras, Sensoren und Formate ausgetauscht habe, einen Beitrag hier einstellen, der der Sache mit den Pixeln auf den Grund geht...

Er war der Meinung, dass das Thema zu schade sei, um in unseren Mailpostfächern unterzugehen.

Einfach nur mal so wertfrei als Diskussionsgrundlage, Denkanstoß, oder was auch immer.

Vielleicht interessiert es ja den ein oder anderen in der Runde, ich würde mich jedenfalls über etwas Rückmeldung freuen.
Hintergrund war eine recht angeregte Konversation darüber, ob nun Vollformat- oder die gängigen Crop-Sensoren das Nonplusultra in der Eisenbahnfotografie sind.

Diese Frage konnten wir natürlich nicht abschließend klären, aber immerhin sind ein paar recht interessante Sachen zutage gekommen.
Zunächst zum Thema Pixeldichte/ -größe.
Ich habe zum Vergleich die Canon 5D Mark II mit 21MP auf Vollformat-Chip und die 7D mit 18MP auf dem APS-C Crop-Sensor herangezogen.
5D Mark II Sensor:
36 x 24mm = 864mm²
5616 x 3744px = 21.026.304 Pixel
21.026.304 Pixel / 864mm² = 24336 px/mm²
7D Sensor:
22,3 x 14,9mm = 332,27mm² (Flächenfaktor also ungefähr 2,6)
5184 x 3456px = 17.915.904 Pixel
17.915.904 Pixel / 332,27mm² = 53919,7 px/mm²
(Also mehr als das doppelte! Unglaublich, das sich sowas überhaupt fertigen lässt! Man möge sich das auf der Zunge zergehen lassen, auf der Fläche eines Stecknadelkopfes sind demnach Zigtausende Pixel zu finden!)
Nun kann man errechnen, wieviele Pixel sich mit der Pixeldichte der 7D auf dem Vollformatsensor unterbringen lassen. Man nimmt jetzt die Chipfläche der 5D Mark II mal die Pixeldichte der 7D:
864mm² x 53919,7 px/mm² = 46586620,8px also rund 46,6 MP

Folglich haben die Vollformatsensoren noch Spielraum nach oben. Ob das dann Sinn macht oder nicht, sei mal dahingestellt. Allerdings kann man daraus auch schön ablesen, warum die absolute Bildqualität der Vollformatkameras nach wie vor sehr viel besser ist, als die der Cropkameras.
Je kleiner die Pixel sind und je enger sie beeinander liegen, umso größer wird natürlich das Rauschen.
Die Pixelbreite in Mikrometern hab ich auch noch ausgerechnet, bei der 5D Mark II sind es 6,4 und bei der 7D 4,3 Mikrometer.
Daraus kann man schön die höhere "Bewegungsunschärfe-Empfindlichkeit" der Crop-Kamera durch verwackeln od. fahrende Züge ableiten. Was sich bei der 5D über 2 Pixel bewegt, hat bei der 7D immerhin schon drei "zermatscht".
So und diese Mikrometer-Pixel geben wir dann auf deinem Monitor in 100%-Auflösung aus und nehmen das als Bewertungsmaßstab!


Das war das eine. Zum anderen gibt es noch ein altes Fotomärchen, welches meiner Ansicht nach ausgeräumt werden sollte.
"Die Tiefenschärfe ist bei kleinen Sensoren viel größer als bei Vollformat!"
Das ist, mit Verlaub, großer Humbug, denn in diese "Rechnung" ist mit einkalkuliert, das man jeweils unterschiedliche Brennweiten benötigt, um den gleichen Bildausschnitt darzustellen. (Crop-Faktor)
Beispiel aus der Eisenbahnfotografen-Praxis:
Unterstellen wir, dass wir 10m vor einer abgestellten Lok stehen. Mit einem 50mm-Standardobjektiv fertigen wir jetzt ein Lokportrait an. Die verwendete Blende ist 4.
Am Vollformat haben wir eine Tiefenschärfe von 12,4 Metern.
Am APS-C Crop sind es bei gleicher Brennweite, Blende und Motiventfernung teuflische 6,66 Meter.

Um allerdings den gleichen Bildausschnitt zu bekommen, muss man an der Crop-Kamera mit ca 31mm Brennweite arbeiten. Wenn ich sonst alle Parameter unverändert lasse, habe ich an der Crop-Kamera bei 31mm Brennweite einen Schärfebereich von 41,7 Metern.
Was lernen wir daraus? In Wirklichkeit ist die Tiefenschärfe bei sonst unveränderten Aufnahmeparametern kleiner, je kleiner auch der Sensor der Kamera ist.
Rechnet man allerdings den "Crop-Faktor" (ich mag das Wort nicht, weil eigentlich nix multipliziert wird) mit rein, wendet sich das Blatt und die oben angeführte Pauschalisierung wird etwas sinnvoller.

Nachrechnen kann man diese Sachen z.B. hier:
http://www.dofmaster.com/dofjs.html
Soviel erstmal von mir.
Grüße rundum
Sven