KBS815 Meiningen/Grimmenthal-Bad Neustadt-Schweinfurt(5240)
Verfasst: 19.07.2008 14:34
Die Kursbuchstrecke 815, von Schweinfurt nach Meiningen, ist genau 77,9 Kilometer lang und kann auf eine wechselhafte und bewegte Geschichte zurückgreifen, war sie doch ein Teil der, mit internationaler Bedeutung versehenen Strecke (Schweiz) – Stuttgart – Würzburg – Schweinfurt – Erfurt – Berlin. Doch jetzt ist von der einstigen Herrlichkeit leider nicht mehr viel übrig geblieben.
Am 21 März 1868 wurde der Grundstein für eine später recht bedeutsame Strecke geschaffen. Ein entsprechender Staatsvertrag zum Bau der Eisenbahnverbindung von Ebenhausen nach Meiningen wurde abgeschlossen, nachdem Meiningen ja schon zum 2 November 1858 ans Netz der Eisenbahn angeschlossen wurde, die Werrabahn von Eisenach nach Coburg streifte die Theaterstadt, wurde der Abschnitt Ebenhausen – Meiningen am 15 Dezember 1874 feierlich eröffnet. Drei Jahre zuvor ging die Strecke Schweinfurt – Kissingen in Betrieb. Am 1 August 1884 wurde ein weiterer Schritt, mit der Eröffnung des durchgehenden Zugverkehr von Erfurt nach Schweinfurt, zum Erfolg gemacht. In den kommenden Jahren wuchs der Verkehr stetig an, so dass die Kapazität der Verbindung schon bald komplett ausgeschöpft war. Aus diesem Grund wurde die KBS 815 von Schweinfurt an bis Ritschenhausen, zwischen 1908 und 1913, zweigleisig ausgebaut. Ab Ritschenhausen konnten die Schnellzüge auf die ebenfalls zweigleisig ausgebaute Verbindungskurve wechseln, und so Meiningen umfahren, um auf die doppelgleisige Strecke Grimmenthal – Erfurt zu gelangen. Ab 1924 ging die Bespannung der hochwertigen Reisezüge von der P8 auf die P10 über. Im Jahre 1938 erreichte die Strecke in ihrer Entwicklung den Höhepunkt. Im Kursbuch sind sechs überregionale Fernzüge verzeichnet, die unter anderem Kurswagen nach Mailand, Ventimiglia, Heidelberg, Tübingen, Neapel, oder Zürich führten, und zum Teil aus Wagenmaterial anderer Bahngesellschaften gebildet waren. Neben jenen 6 Fernzügen wurde durch zwei Eilzüge sowie sieben Personenzüge der Fahrplan abgerundet.
Ein Blick in den Güterzugfahrplan aus dem Jahr 1937 ist genau so spektakulär. In der Blütezeit wurden fast alle Güterzüge mit der bulligen Tenderlok der Baureihe 95 bespannt. Mehrere Durchgangsgüterzüge von Erfurt nach Kornwestheim sowie, Stuttgart und Würzburg sind im Fahrplan verzeichnet. Doch auch der Regionale Güterverkehr war nicht bescheiden, nicht zuletzt durch die in Bad Neustadt ansässige Siemens. Aber auch andere Kunden setzten zu dieser Zeit noch auf die Bahn. Im Jahr 1944 wurde noch, um den Transport von Gütern und Militärwaren, wie Munition, Panzer und ähnliches, zu beschleunigen, eine Umgehungskurve von Schweinfurt in Betrieb genommen.
Aber schon bald war es mit der Herrlichkeit vorbei, denn der zweite Weltkrieg, insbesondere die Besatzungszonen, war Unterfranken von den Amerikanern besetzt, so taten dies in Thüringen die gefürchteten Russen, machten der Bahnstrecke das Leben schwer. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die letzte Fahrt von Meiningen nach Schweinfurt am 13 Juli des Jahres 1945 über die Bühne ging. In den folgenden Jahren war das zweite Gleis überflüssig geworden und wurde daher abgebaut. In Thüringen geschah dies schon recht bald, während man im fränkischen diese Arbeiten über mehrere Jahre verteilt ausführte.
Die Strecke hatte längst ihre überregionale Bedeutung verloren, Nahverkehrszüge prägten das Bild, in Franken, meist gebildet aus einer Dampflok der Baurreihe 86 oder 78 mit mehren Umbaudreiachsern. Erst 1900 in Betreib gegangen, stellte die Deutsche Bundesbahn den Verkehr auf der in Rottershausen kurz nach dem Tunnel, der 400 Meter lang ist und die Wasserscheide zwischen Lauer und Wern markiert, von der Hauptbahn abzweigenden Lokalbahn nach Stadtlauringen schon 1960 wieder ein. Grund dafür war die schlechte Auslastung der Züge, die aus Loks der Baureihe 98 und Donnerbüchsen gebildet waren. Während den sechziger Jahren wurden Dampfloks der Baurreihe 50 sowohl vor Güter als auch Personenzügen eingesetzt. Die V100 und der Schienenbus wurden im selben Jahrzehnt auf der Bahnstrecke heimisch. Montags bis Freitags verkehrten 3 Güterzugpaare von Schweinfurt nach Bad Neustadt. Die heimische Industrie, sowie die von der Kreißstadt ausgehenden Nebenstrecken nach Bischofsheim und Bad Königshofen, wobei letztere Strecke deutlich mehr Güterverkehr besaß, mussten alle mit Wagen versorgt werden.
Im Jahr 1968 wurde die von Bad Neustadt ausgehende Nebenstrecke nach Bad Königshofen noch einmal ein Mekka für Eisenbahnfreunde, fuhren hier doch die letzten Lokalbahndampfloks der Reihe 98. Ab dem Sommerfahrplan 1968 übernahmen Diesellokomotiven der Baureihe V100 den Zugdienst ins Grabfeld. Ein ähnlicher Anziehungspunkt für gut ein Jahr wurde die Strecke Bad Neustadt Bischofsheim. So gingen doch im Fahrplanjahr 1973/1974 Nahverkehrszugleistungen auf Schweinfurter 50er über, was einer kleinen Sensation glich, denn dadurch wurde es noch einmal möglich eine fünfziger mitten auf dem Dorfplatzes Wegfurts zu fotografieren. Auf der Hauptbahn Mellrichstadt – Schweinfurt kamen dagegen Triebwagen der Baureihe 614 sowie 624, aber auch der Schienenbus, und natürlich Lok bespannte Reisezüge zum Einsatz. Das Highlight war sicherlich die V200 Leistung zwischen Schweinfurt und Ebenhausen mit dem Eilzug München – Bad Kissingen. Fuhren die Züge anfangs noch bis nach Mühlfeld direkt an die Grenze war damit am 22.5.1971 endgültig Schluss. Von fort an war Mellrichstadt der Wendepunkt der Züge nach Schweinfurt
In den folgenden Jahren nahmen die zu befördernden Güter immer mehr ab und so verwundert es auch nicht, dass die am 28 Dezember 1898 eröffnete, und zugleich nördlichste Nebenbahn Bayerns, von Mellrichstadt nach Fladungen, zum 29.05.1987 den Betrieb verlor. Zwei Jahre später sollte ihr auch das Böschemer Böhle“ folgen. Am 26.05.1989 fuhren die letzten Reisezüge in die Rhön. Einen Tag später wurde den Einheimischen die Gelegenheit gegeben sich von der Bahnlinie zu verabschieden. 211 051 wurde die zweifelhafte Ehre zu Teil den zuerst aus sechs, dann aber aus acht Umbauvierachsern bestehenden, Abschiedszug zu befördern. Durch die Stillegung der Nebenbahnen in die Rhön wurde auch das Güterverkehrsaufkommen eingeschränkt. Lediglich Bad Königshofen wurde noch bedient, wenn auch nicht mehr so wie in den 70iger Jahren, als zwei, aus teilweiße bis zu zwanzig Güterwagen zählende Züge Bad Neustadt in die Kurstadt verließen. Die Gütertarifpunkte in Ebenhausen sowie Rottershausen wurden 1991 aufgegeben, Münnerstadt folgte auch alsbald. Nur ein in Bad Neustadt ansässiges Papierverarbeitendes Unternehmen setzte zu dieser Zeit intensiv auf die Bahn.
Wäre die Wiedervereinigung nicht gewesen würde es die Bahnstrecke höchstwahrscheinlich nicht mehr geben, denn Dank dieser konnte am 28.09.1991 die Wiedereinführung des durchgehenden Zugverkehrs Schweinfurt – Meiningen gefeiert werden. Ein Sonderzug mit lokaler Prominenz sowie zwei Loks der Baureihe 218 fuhren als erster Personenzug über die wiedereröffnete Strecke. Gefolgt von mehreren Dampfpendelfahrten und Dieselzügen. In Bad Neustadt und Meinigen wurden einige Fahrzeuge der Öffentlichkeit präsentiert. Die Unterwegsbahnhöfe wie Münnerstadt, Mellrichstadt, Rentwertshausen und Ritschenhausen verwandelten sich in Volksfestplätze.
Durch die Wiederherstellung der Grimmenthaler Kurve wurden zwei D-Züge eingeführt. Zum einen fuhr der D 2154/2155 von Cottbus nach Würzburg und retour, der D 2152/2153 hatte dagegen Berlin als Ziel gehabt. Auch Kurswagengruppen nach Nordhausen und Eisenach gehörten ebenso zum Alttag. Zum Fahrplanwechsel im Jahr 1994 entfiel der D 2154/2155 und die Kurswagengruppe ersatzlos, während der 2152/2153 zum IR 2200/2201 wurde. Im Personenverkehr kamen Triebwagen der Reihe 614 bis Erfurt. Außerdem wurden Loks der Baureihe V100 Ost, als auch West, sowie die Ludmilla vor Personenzüge gespannt.
Auch im Güterverkehr lebte die Linie neu auf, nicht zuletzt wegen der Umbauarbeiten auf der Frankenwaldbahn konnten zwischen 1991 und 1994 mehrere tausend Güterzüge umgeleitet werden. Es fuhren Benzinganzzüge von Stendell (Oder) nach Stuttgart Hafen, Kalizüge von Vacha nach Frankreich, Autozüge von Frankfurt (Oder) nach Rüsselsheim sowie Fracht und Stückgutzüge von Nürnberg Rbf nach Dresden. Auch Zementzüge von und nach Karlstatdt gehörten genau so zum vertrauten Anblick. Durch diese Art wurden täglich zu den Planmäßigen Umleitern, noch bis zu 8 weitere Züge über den Berg nach Erfurt geschickt. Der Höhepunkt dieser Auslastung wurde im Mai 1992 verzeichnet. Mehr als 100 zusätzliche Züge wurden zwischen Schweinfurt und Grimmenthal gefahren. Als Zugmaschinen fungierten Loks der Baureihen 228 und 232, aber auch eine Taigatrommel konnte in Unterfranken gesichtet werden. Mit weiterem Fortschritt der Bauarbeiten im Frankenwald nahmen die Umleiter auch wieder ab. 1994 war es dann nicht nur auf der Hauptstrecke im durchgehenden Güterverkehr vorbei, nein auch die Eisenbahnverbindung ins Garbfeld nach Bad Königshofen wurde zum 31.12.1994 aufgegeben. In den folgenden Jahren sank die Anzahl der Güterzüge drastisch ab. Schlussendlich verlieb nur noch eine Übergabe Schweinfurt – Bad Neustadt, die bei Bedarf auch Mellrichstadt/Unsleben bediente. 2001 verabschiedete sich der Güterverkehr aus Mellrichstadt und Unsleben völlig. Als Triebfahrzeug diente über Jahrzehnte eine V100. Mit der Ausmusterung dieser Baureihe ging diese Leistung auf Loks der Reihe 294 über. Von Zeit zu Zeit befährt mal ein Truppenzug die Bahnverbindung, auch der zweimal Wöchentlich verkehrende Holzzug Themar – Schweinfurt gehört der Vergangenheit an.
Im Personenverkehr sind seit 1994 auch einige Änderungen eingetreten. 1995/96 wurde der Interregio bis Stralsund verlängert, in den kommenden Jahren wurde der Zuglauf aber immer weiter eingekürzt, so dass seit 1997/98 der Zug in Erfurt gekappt wurde, dafür aber bis Stuttgart verlängert wurde. War es bisher der Ludmilla vorbehalten den IR zu ziehen, übernahmen diese Aufgabe vermehrt U-Boote. Auch im Regionalexpressverkehr nach Erfurt lösten die Loks der Baureihe 229 die 232er ab. Im Regionalbahnverkehr von Schweinfurt nach Meiningen behielten die 614ner über Jahre die Oberhand, bis sie diese Leistung 2002 an Triebwagen der Baureihe 642, ebenso wie die U-Boote 2001, übergeben mussten. Das Gastspiel des Desiro währte aber nicht für lange, zum einen verlor die DB die RB Leistungen von und nach Meinigen an die EIB, zum andern gingen die Regionalexpresszüge auf Triebwagen der Baureihe 612 über. Für die 612er wurde die Strecke mit neuer Sicherungstechnik ausgestattet, sowie der Oberbau ertüchtigt.
Nach viel Text jetzt eine Bilderreise von Meiningen nach Schweinfurt:
Beginnen wir am Meininger Bahnhof. Hier rangiert 220 507 im Jahre 2007 einen Bauzug.
50 3501 wartet am 05.07.08 auf den Abfahrtsauftrag nach Ritschenhausen
Im Bayerischenbahnhofsteil, der als Kopfbahnhof angelegt ist, warten zwei Unterfrankenshuttel der EIB auf ihren nächsten Einsatz.
Verlassen wir Meiningen und wenden uns dem zweiten Ausgangspunkt der Bahnstrecke zu. Ein 612er Trio verlässt den Bahnhof Grimmenthal auf der Umgehungskurve in Richtung Ritschenhausen.
Aus Meinigen kommt dieser Dampfsonderzug und wird sogleich in Ritschenhausen eintreffen.
Ritschenhausen ist neben Bad Neustadt der einzige Bahnhof auf dem noch Güterverkehr abgewickelt wird. 202 327 der WEG übernimmt diese Tätigkeit.
Hier sehen wir die Lok am selben Tag bei der Bedienung des Gasanschlusses.
Mit einem Sonderzug nach Lohr erreicht 50 3501 gleich Rentwertshausen
Hier ward die Strecke einst unterbrochen. Bei der ehemaligen innerdeutschen Grenze fährt 50 3501 mit einem Sonderzug von Fladungen nach Meiningen.
Bad Neustadt ist erreicht ein 612er Duo nach Würzburg macht Stopp in der Kreißstadt.
Im Streiflicht passiert ein RE nach Erfurt das alte Stellwerk Ns.
Bad Neustadt ist der größte Unterwegsbahnhof entlang der Strecke. Hier verlädt die Bundeswehr mehrmals im Jahr Panzer,
und Railion fährt Mo-Fr eine Übergabe in die Kreisstadt. Hier erreicht die Lok gerade den Anschluss der Firma Geis.
Zwischen Bad Neustadt und Münnerstadt passiert ein RE nach Apolda ein ehemaliges Wärterhäuschen.
In Münnerstadt war die EBW 2007 damit beschäftigt Altmaterial aus dem Tunnel bei Rottershausen zu befördern.
Diese Fotostelle ist das Motiv an der 815. Südlich von Münnerstadt befördert die Übergabe einige Militärfahrzeuge nach Schweinfurt.
Einen guten Kilometer weiter wird das Bahnwärterhaus Halbig passiert. 50 3501 ist auf dem Weg zum Frühlingsfest in Lohr.
Einer der markantesten Punkte der Strecke ist sicherlich der 400 Meter lange Rotterhäusertunnel. Leider habe ich kein brauchbares Bild mit Zug, was sich aber hoffentlich bald ändern wird.
Zum Weihnachtsmarkt nach Würzburg führte 50 3501 Weg im neuen Outfit das erste mal. Hier hinter Ebenhausen.
Wechseln wir in die Lokführerperspektive, ab/bis Ebenhausen ist die Strecke doppelt belegt, da hier der Zweig nach Bad Kissingen die 815 verlässt.
Bei Poppenhausen fährt ein RS-1 von Gemünden kommend nach Schweinfurt Stadt.
Einige Kilometer weiter wird das Esig von Oberwern, sowie die neue Autobahnbrücke passiert.
Schlussendlich trifft der Zug im HBF von Schweinfurt ein.
Zum Abschluss dieser Serie noch ein Bild aus dem Schweinfurter HBF, welches ihr zwar schon alle kennt, da es aber zum Thema passt und ich nicht allzu viele Bilder aus der Industriestadt am Main habe, muss 232 690 nochmals herhalten.
Gruß
Tobias
Edit: 1.1 Fehler ausgebessert, sowie weitere Infos miteingebaut
Am 21 März 1868 wurde der Grundstein für eine später recht bedeutsame Strecke geschaffen. Ein entsprechender Staatsvertrag zum Bau der Eisenbahnverbindung von Ebenhausen nach Meiningen wurde abgeschlossen, nachdem Meiningen ja schon zum 2 November 1858 ans Netz der Eisenbahn angeschlossen wurde, die Werrabahn von Eisenach nach Coburg streifte die Theaterstadt, wurde der Abschnitt Ebenhausen – Meiningen am 15 Dezember 1874 feierlich eröffnet. Drei Jahre zuvor ging die Strecke Schweinfurt – Kissingen in Betrieb. Am 1 August 1884 wurde ein weiterer Schritt, mit der Eröffnung des durchgehenden Zugverkehr von Erfurt nach Schweinfurt, zum Erfolg gemacht. In den kommenden Jahren wuchs der Verkehr stetig an, so dass die Kapazität der Verbindung schon bald komplett ausgeschöpft war. Aus diesem Grund wurde die KBS 815 von Schweinfurt an bis Ritschenhausen, zwischen 1908 und 1913, zweigleisig ausgebaut. Ab Ritschenhausen konnten die Schnellzüge auf die ebenfalls zweigleisig ausgebaute Verbindungskurve wechseln, und so Meiningen umfahren, um auf die doppelgleisige Strecke Grimmenthal – Erfurt zu gelangen. Ab 1924 ging die Bespannung der hochwertigen Reisezüge von der P8 auf die P10 über. Im Jahre 1938 erreichte die Strecke in ihrer Entwicklung den Höhepunkt. Im Kursbuch sind sechs überregionale Fernzüge verzeichnet, die unter anderem Kurswagen nach Mailand, Ventimiglia, Heidelberg, Tübingen, Neapel, oder Zürich führten, und zum Teil aus Wagenmaterial anderer Bahngesellschaften gebildet waren. Neben jenen 6 Fernzügen wurde durch zwei Eilzüge sowie sieben Personenzüge der Fahrplan abgerundet.
Ein Blick in den Güterzugfahrplan aus dem Jahr 1937 ist genau so spektakulär. In der Blütezeit wurden fast alle Güterzüge mit der bulligen Tenderlok der Baureihe 95 bespannt. Mehrere Durchgangsgüterzüge von Erfurt nach Kornwestheim sowie, Stuttgart und Würzburg sind im Fahrplan verzeichnet. Doch auch der Regionale Güterverkehr war nicht bescheiden, nicht zuletzt durch die in Bad Neustadt ansässige Siemens. Aber auch andere Kunden setzten zu dieser Zeit noch auf die Bahn. Im Jahr 1944 wurde noch, um den Transport von Gütern und Militärwaren, wie Munition, Panzer und ähnliches, zu beschleunigen, eine Umgehungskurve von Schweinfurt in Betrieb genommen.
Aber schon bald war es mit der Herrlichkeit vorbei, denn der zweite Weltkrieg, insbesondere die Besatzungszonen, war Unterfranken von den Amerikanern besetzt, so taten dies in Thüringen die gefürchteten Russen, machten der Bahnstrecke das Leben schwer. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die letzte Fahrt von Meiningen nach Schweinfurt am 13 Juli des Jahres 1945 über die Bühne ging. In den folgenden Jahren war das zweite Gleis überflüssig geworden und wurde daher abgebaut. In Thüringen geschah dies schon recht bald, während man im fränkischen diese Arbeiten über mehrere Jahre verteilt ausführte.
Die Strecke hatte längst ihre überregionale Bedeutung verloren, Nahverkehrszüge prägten das Bild, in Franken, meist gebildet aus einer Dampflok der Baurreihe 86 oder 78 mit mehren Umbaudreiachsern. Erst 1900 in Betreib gegangen, stellte die Deutsche Bundesbahn den Verkehr auf der in Rottershausen kurz nach dem Tunnel, der 400 Meter lang ist und die Wasserscheide zwischen Lauer und Wern markiert, von der Hauptbahn abzweigenden Lokalbahn nach Stadtlauringen schon 1960 wieder ein. Grund dafür war die schlechte Auslastung der Züge, die aus Loks der Baureihe 98 und Donnerbüchsen gebildet waren. Während den sechziger Jahren wurden Dampfloks der Baurreihe 50 sowohl vor Güter als auch Personenzügen eingesetzt. Die V100 und der Schienenbus wurden im selben Jahrzehnt auf der Bahnstrecke heimisch. Montags bis Freitags verkehrten 3 Güterzugpaare von Schweinfurt nach Bad Neustadt. Die heimische Industrie, sowie die von der Kreißstadt ausgehenden Nebenstrecken nach Bischofsheim und Bad Königshofen, wobei letztere Strecke deutlich mehr Güterverkehr besaß, mussten alle mit Wagen versorgt werden.
Im Jahr 1968 wurde die von Bad Neustadt ausgehende Nebenstrecke nach Bad Königshofen noch einmal ein Mekka für Eisenbahnfreunde, fuhren hier doch die letzten Lokalbahndampfloks der Reihe 98. Ab dem Sommerfahrplan 1968 übernahmen Diesellokomotiven der Baureihe V100 den Zugdienst ins Grabfeld. Ein ähnlicher Anziehungspunkt für gut ein Jahr wurde die Strecke Bad Neustadt Bischofsheim. So gingen doch im Fahrplanjahr 1973/1974 Nahverkehrszugleistungen auf Schweinfurter 50er über, was einer kleinen Sensation glich, denn dadurch wurde es noch einmal möglich eine fünfziger mitten auf dem Dorfplatzes Wegfurts zu fotografieren. Auf der Hauptbahn Mellrichstadt – Schweinfurt kamen dagegen Triebwagen der Baureihe 614 sowie 624, aber auch der Schienenbus, und natürlich Lok bespannte Reisezüge zum Einsatz. Das Highlight war sicherlich die V200 Leistung zwischen Schweinfurt und Ebenhausen mit dem Eilzug München – Bad Kissingen. Fuhren die Züge anfangs noch bis nach Mühlfeld direkt an die Grenze war damit am 22.5.1971 endgültig Schluss. Von fort an war Mellrichstadt der Wendepunkt der Züge nach Schweinfurt
In den folgenden Jahren nahmen die zu befördernden Güter immer mehr ab und so verwundert es auch nicht, dass die am 28 Dezember 1898 eröffnete, und zugleich nördlichste Nebenbahn Bayerns, von Mellrichstadt nach Fladungen, zum 29.05.1987 den Betrieb verlor. Zwei Jahre später sollte ihr auch das Böschemer Böhle“ folgen. Am 26.05.1989 fuhren die letzten Reisezüge in die Rhön. Einen Tag später wurde den Einheimischen die Gelegenheit gegeben sich von der Bahnlinie zu verabschieden. 211 051 wurde die zweifelhafte Ehre zu Teil den zuerst aus sechs, dann aber aus acht Umbauvierachsern bestehenden, Abschiedszug zu befördern. Durch die Stillegung der Nebenbahnen in die Rhön wurde auch das Güterverkehrsaufkommen eingeschränkt. Lediglich Bad Königshofen wurde noch bedient, wenn auch nicht mehr so wie in den 70iger Jahren, als zwei, aus teilweiße bis zu zwanzig Güterwagen zählende Züge Bad Neustadt in die Kurstadt verließen. Die Gütertarifpunkte in Ebenhausen sowie Rottershausen wurden 1991 aufgegeben, Münnerstadt folgte auch alsbald. Nur ein in Bad Neustadt ansässiges Papierverarbeitendes Unternehmen setzte zu dieser Zeit intensiv auf die Bahn.
Wäre die Wiedervereinigung nicht gewesen würde es die Bahnstrecke höchstwahrscheinlich nicht mehr geben, denn Dank dieser konnte am 28.09.1991 die Wiedereinführung des durchgehenden Zugverkehrs Schweinfurt – Meiningen gefeiert werden. Ein Sonderzug mit lokaler Prominenz sowie zwei Loks der Baureihe 218 fuhren als erster Personenzug über die wiedereröffnete Strecke. Gefolgt von mehreren Dampfpendelfahrten und Dieselzügen. In Bad Neustadt und Meinigen wurden einige Fahrzeuge der Öffentlichkeit präsentiert. Die Unterwegsbahnhöfe wie Münnerstadt, Mellrichstadt, Rentwertshausen und Ritschenhausen verwandelten sich in Volksfestplätze.
Durch die Wiederherstellung der Grimmenthaler Kurve wurden zwei D-Züge eingeführt. Zum einen fuhr der D 2154/2155 von Cottbus nach Würzburg und retour, der D 2152/2153 hatte dagegen Berlin als Ziel gehabt. Auch Kurswagengruppen nach Nordhausen und Eisenach gehörten ebenso zum Alttag. Zum Fahrplanwechsel im Jahr 1994 entfiel der D 2154/2155 und die Kurswagengruppe ersatzlos, während der 2152/2153 zum IR 2200/2201 wurde. Im Personenverkehr kamen Triebwagen der Reihe 614 bis Erfurt. Außerdem wurden Loks der Baureihe V100 Ost, als auch West, sowie die Ludmilla vor Personenzüge gespannt.
Auch im Güterverkehr lebte die Linie neu auf, nicht zuletzt wegen der Umbauarbeiten auf der Frankenwaldbahn konnten zwischen 1991 und 1994 mehrere tausend Güterzüge umgeleitet werden. Es fuhren Benzinganzzüge von Stendell (Oder) nach Stuttgart Hafen, Kalizüge von Vacha nach Frankreich, Autozüge von Frankfurt (Oder) nach Rüsselsheim sowie Fracht und Stückgutzüge von Nürnberg Rbf nach Dresden. Auch Zementzüge von und nach Karlstatdt gehörten genau so zum vertrauten Anblick. Durch diese Art wurden täglich zu den Planmäßigen Umleitern, noch bis zu 8 weitere Züge über den Berg nach Erfurt geschickt. Der Höhepunkt dieser Auslastung wurde im Mai 1992 verzeichnet. Mehr als 100 zusätzliche Züge wurden zwischen Schweinfurt und Grimmenthal gefahren. Als Zugmaschinen fungierten Loks der Baureihen 228 und 232, aber auch eine Taigatrommel konnte in Unterfranken gesichtet werden. Mit weiterem Fortschritt der Bauarbeiten im Frankenwald nahmen die Umleiter auch wieder ab. 1994 war es dann nicht nur auf der Hauptstrecke im durchgehenden Güterverkehr vorbei, nein auch die Eisenbahnverbindung ins Garbfeld nach Bad Königshofen wurde zum 31.12.1994 aufgegeben. In den folgenden Jahren sank die Anzahl der Güterzüge drastisch ab. Schlussendlich verlieb nur noch eine Übergabe Schweinfurt – Bad Neustadt, die bei Bedarf auch Mellrichstadt/Unsleben bediente. 2001 verabschiedete sich der Güterverkehr aus Mellrichstadt und Unsleben völlig. Als Triebfahrzeug diente über Jahrzehnte eine V100. Mit der Ausmusterung dieser Baureihe ging diese Leistung auf Loks der Reihe 294 über. Von Zeit zu Zeit befährt mal ein Truppenzug die Bahnverbindung, auch der zweimal Wöchentlich verkehrende Holzzug Themar – Schweinfurt gehört der Vergangenheit an.
Im Personenverkehr sind seit 1994 auch einige Änderungen eingetreten. 1995/96 wurde der Interregio bis Stralsund verlängert, in den kommenden Jahren wurde der Zuglauf aber immer weiter eingekürzt, so dass seit 1997/98 der Zug in Erfurt gekappt wurde, dafür aber bis Stuttgart verlängert wurde. War es bisher der Ludmilla vorbehalten den IR zu ziehen, übernahmen diese Aufgabe vermehrt U-Boote. Auch im Regionalexpressverkehr nach Erfurt lösten die Loks der Baureihe 229 die 232er ab. Im Regionalbahnverkehr von Schweinfurt nach Meiningen behielten die 614ner über Jahre die Oberhand, bis sie diese Leistung 2002 an Triebwagen der Baureihe 642, ebenso wie die U-Boote 2001, übergeben mussten. Das Gastspiel des Desiro währte aber nicht für lange, zum einen verlor die DB die RB Leistungen von und nach Meinigen an die EIB, zum andern gingen die Regionalexpresszüge auf Triebwagen der Baureihe 612 über. Für die 612er wurde die Strecke mit neuer Sicherungstechnik ausgestattet, sowie der Oberbau ertüchtigt.
Nach viel Text jetzt eine Bilderreise von Meiningen nach Schweinfurt:
Beginnen wir am Meininger Bahnhof. Hier rangiert 220 507 im Jahre 2007 einen Bauzug.
50 3501 wartet am 05.07.08 auf den Abfahrtsauftrag nach Ritschenhausen
Im Bayerischenbahnhofsteil, der als Kopfbahnhof angelegt ist, warten zwei Unterfrankenshuttel der EIB auf ihren nächsten Einsatz.
Verlassen wir Meiningen und wenden uns dem zweiten Ausgangspunkt der Bahnstrecke zu. Ein 612er Trio verlässt den Bahnhof Grimmenthal auf der Umgehungskurve in Richtung Ritschenhausen.
Aus Meinigen kommt dieser Dampfsonderzug und wird sogleich in Ritschenhausen eintreffen.
Ritschenhausen ist neben Bad Neustadt der einzige Bahnhof auf dem noch Güterverkehr abgewickelt wird. 202 327 der WEG übernimmt diese Tätigkeit.
Hier sehen wir die Lok am selben Tag bei der Bedienung des Gasanschlusses.
Mit einem Sonderzug nach Lohr erreicht 50 3501 gleich Rentwertshausen
Hier ward die Strecke einst unterbrochen. Bei der ehemaligen innerdeutschen Grenze fährt 50 3501 mit einem Sonderzug von Fladungen nach Meiningen.
Bad Neustadt ist erreicht ein 612er Duo nach Würzburg macht Stopp in der Kreißstadt.
Im Streiflicht passiert ein RE nach Erfurt das alte Stellwerk Ns.
Bad Neustadt ist der größte Unterwegsbahnhof entlang der Strecke. Hier verlädt die Bundeswehr mehrmals im Jahr Panzer,
und Railion fährt Mo-Fr eine Übergabe in die Kreisstadt. Hier erreicht die Lok gerade den Anschluss der Firma Geis.
Zwischen Bad Neustadt und Münnerstadt passiert ein RE nach Apolda ein ehemaliges Wärterhäuschen.
In Münnerstadt war die EBW 2007 damit beschäftigt Altmaterial aus dem Tunnel bei Rottershausen zu befördern.
Diese Fotostelle ist das Motiv an der 815. Südlich von Münnerstadt befördert die Übergabe einige Militärfahrzeuge nach Schweinfurt.
Einen guten Kilometer weiter wird das Bahnwärterhaus Halbig passiert. 50 3501 ist auf dem Weg zum Frühlingsfest in Lohr.
Einer der markantesten Punkte der Strecke ist sicherlich der 400 Meter lange Rotterhäusertunnel. Leider habe ich kein brauchbares Bild mit Zug, was sich aber hoffentlich bald ändern wird.
Zum Weihnachtsmarkt nach Würzburg führte 50 3501 Weg im neuen Outfit das erste mal. Hier hinter Ebenhausen.
Wechseln wir in die Lokführerperspektive, ab/bis Ebenhausen ist die Strecke doppelt belegt, da hier der Zweig nach Bad Kissingen die 815 verlässt.
Bei Poppenhausen fährt ein RS-1 von Gemünden kommend nach Schweinfurt Stadt.
Einige Kilometer weiter wird das Esig von Oberwern, sowie die neue Autobahnbrücke passiert.
Schlussendlich trifft der Zug im HBF von Schweinfurt ein.
Zum Abschluss dieser Serie noch ein Bild aus dem Schweinfurter HBF, welches ihr zwar schon alle kennt, da es aber zum Thema passt und ich nicht allzu viele Bilder aus der Industriestadt am Main habe, muss 232 690 nochmals herhalten.
Gruß
Tobias
Edit: 1.1 Fehler ausgebessert, sowie weitere Infos miteingebaut