Feldabahn Dorndorf - Kaltennordheim (18 B)
Aus
aktuellem Anlass möchte ich an die Feldabahn erinnern. Diese Bahn wurde bereits 1887 als Meterspurbahn eröffnet und später eine von zwei Meterspurstrecken im Netz der KPEV. Durch diesen Umstand war sie mir schon früh durch die Lektüre von Obermayers „Taschenbuch Deutsche Schmalspur-Dampflokomotiven“ ein Begriff. In den 1930er-Jahren wurde sie auf Normalspur umgebaut. (Es war im wesentlichen ein Neubau auf neuer Trasse). Nach der Grenzöffnung mußte ich mir so bald als möglich die Bahn ansehen.
Bei meinem ersten Besuch in Dorndorf war die Welt noch in Ordnung. 112 553 (rechts) fährt am 7. Mai 1990 nach Kaltennordheim aus:
Ihr folgt kurz danach 110 132 nach Vacha:
Das Kali-Werk mit der markanten Lorenseilbahn steht noch in Betrieb.
Anm. Sven:Die Seilbahn ging im Übrigen zum Kalischacht in Springen. Das dort geförderte Rohsalz wurde auf diesem Wege viele Jahre lang in die chemische Fabrik nach Dorndorf gebracht und dort verarbeitet.
Nicht mehr in Betrieb waren diese abgestellten Dampflokomotiven bzw. –spender. Weiß jemand, welche hier zu sehen sind?
Anm.:
44 0040
44 0177
44 0635
Alle drei Maschinen wurden nach der Ölkrise Anfang der 80er auf Rostfeuerung zurück- und als PmH (Provisorische mobile Heizanlage) umgebaut.
Am 11. Juni 1990 nutzte ich die Ausreise aus der DDR zu einer Kurve über Kaltennordheim. Hier traf ich 110 002:
Beachtenswert ist auch die Feinstaubentwicklung der Braunkohle
vor der Verbrennung!
Die Sonne war schon hinter den Bergen abgetaucht, als sich 110 002 vor ihren Zug setzte:
38 2267 kam auf einer Sonderfahrt am 11.4.1992 durch Dorndorf. Hätte ich geahnt, daß von dem Kaliwerk bei meinem nächsten Besuch nichts mehr übrig sein würde ...
Fünf Jahre später stand das Ende der Feldabahn kurz bevor. Am 7.4.1997 besuchte ich noch einmal die Feldabahn, um noch ein paar Betriebsaufnahmen zu machen. Das herrliche Wetter ließ die Endzeitstimmung etwas in den Hintergrund treten. Zunächst sah ich mir den Bahnhof Dorndorf an. Bis zur Ankunft des nächsten Zuges aus Kaltennordheim war noch Zeit. So fotografierte ich zuerst 202 301, die aus Vacha kam:
Dann fuhren 772 007 + 972 607 aus Kaltennordheim ein:
Der Bahnhof Dorndorf wirkte in diesem Licht fast modellbahnmäßig:
Hier fährt 202 531 nach Vacha aus. Im Hintergrund ist noch 972 607 zu sehen:
Jetzt verlassen auch 972 607 + 772 007 Dorndorf. Ungewohnt leer wirkt die Bahnanlage durch das Fehlen des Kalibergwerkes:
Der Nachschuß auf 772 007 zeigt links die Feldabahn und rechts die Werrabahn nach Vacha. Ist der Damm links hinten eine alte Gleistrasse oder lag da immer nur eine Fernheizleitung?
Anm.:
Das war die ehemalige Rampe aus dem Anschluß "Chemische Fabrik" ins Kaliwerk. Nachdem Rohsalz und Fertigprodukte vom und nach dem Werk Dorndorf durch die Grenzziehung nicht mehr nach Westen, also Richtung Vacha, sondern nur noch nach Osten abgefahren wurden, verlegte man diese Transporte auf die werksinterne Verbindungsbahn nach Merkers. Daher wurde die Werksbahnrampe überflüssig und außer Betrieb genommen.
Vor der Kulisse von Stadtlengsfeld erwischte ich den Zug wieder:
bei Weilar:
Vor der markanten Kirche von Zella:
Im Endbahnhof Kaltennordheim haben auch die neuen Laternen die Stillegung nicht verhindert:
Eigentlich wollte ich von hier direkt nach Hause fahren, mit meinem Bild von Zella war ich noch nicht zufrieden. Also wartete ich hier noch die Rückfahrt ab:
Damit verabschiedete ich mich schweren Herzens von dieser Bahn, in dem Bewußtsein, daß ich hier nie mehr einen Zug fotografieren würde.
Zur Geschichte dieser Bahn kann ich folgendes Buch empfehlen:
Ulf und Waldemar Haußen: Die Feldabahn – erste meterspurige Eisenbahn in Deutschland, Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham 1993
Viele Grüße
Stefan